9. November – Gedenken an die Reichspogromnacht 1938
09.11.2021

Der 9. November wird von Jüngeren häufig nur noch mit dem Fall der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung erinnert. Darüber sollte jedoch keinesfalls die Erinnerung an die Reichspogromnacht und die Shoah aus dem Blick verloren werden.
„Der Tag steht für drei einschneidende Daten: Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstagsgebäudes die Republik aus, die Monarchie war Vergangenheit. Der 9. November 1938 ging als Tag der nationalsozialistischen Pogrome in die Geschichte ein und steht für die Verfolgung und Vernichtung der Juden. Und am 9. November 1989 leitete der Fall der Berliner Mauer die deutsche Wiedervereinigung ein.“ So schreibt die Stuttgarter Zeitung. (https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.9-november-steinmeier-erinnert-an-ambivalenz-des-deutschen-schicksalstags.87bf7324-a740-4b41-9f9d-3164882831c4.html)
Dem sollte jedoch ein weiteres Ereignis hinzugefügt werden: In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 hielt Hitler seine auf Putschrede im Bürgerbräukeller München und marschierte am 9. November mit Gefolgsleuten der NSDAP auf die Feldherrnhalle in München. Der Putschversuch, unterstützt von Erich Ludendorff, gegen die Reichsregierung in Berlin scheiterte. Dafür wurde Hitler halbherzig verurteilt und verfasste dort Teile von „Mein Kampf“.
(„Hitler wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, mit der Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung schon nach sechs Monaten. Ludendorff stand ebenfalls in München vor Gericht, wurde jedoch „aufgrund seiner Verdienste im Weltkrieg“ freigesprochen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlerputsch)
Auch heute gibt es demokratisch gewählte Abgeordnete in Parlamenten, die demokratische Grundsätze nicht mittragen. Wo stehen wir heute? Laufen wir Gefahr, dass sich Vergangenheit wiederholt, weil wir sie vergessen oder unaufmerksam sind?
Bundespräsident Frank Walter Steinmaier schrieb kürzlich in einem Essay:
„Erst in dem Maße, in dem das Verdrängen und Beschweigen der deutschen Verbrechen beendet wurde, konnte der Befreiung von außen eine innere Befreiung im Zeichen neu verwurzelter demokratischer Überzeugungen folgen. Es war ein langer, mühsamer und oft schmerzhafter Prozess der Aufklärung und Aufarbeitung von Mittäterschaft und Mitwisserschaft. Erst dadurch konnte die Bundesrepublik Deutschland demokratisches Selbstvertrauen gewinnen, nicht durch Abwehr und Schlussstrich. Die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Shoah ist so zu einem unverrückbaren Teil unserer freiheitlichen demokratischen Identität geworden – und muss es bleiben. Was sich nicht wiederholen soll, darf auch nicht vergessen werden.“ (https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-bundespraesident-schreibt-in-der-stz-geschichte-der-republik.f0d5437c-d6ad-4892-bb69-a8f2bca46893.html)
In diesem Sinne sollte der 9. November immer dem Gedenken der Reichspogromnacht stehen und erst an zweiter Stelle an den Fall der Berliner Mauer erinnern.
Gedenkveranstaltung in Stuttgart: http://www.irgw.de/pdf/211109-Ablauf.pdf
Angelika Vogt, Fachstelle kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus