Familie aus rassistischen Gründen massiv bedroht
26.08.2016

Der Weiler Stadtteil Friedlingen stellt die Polizei schon seit vielen Jahren vor große Herausforderungen: Mehr als ein Drittel der Einwohner hat einen Migrationshintergrund, Rechtsextremisten befürchten eine „Überfremdung“ im Stadtteil. Im Juni, nachdem eine Frau in Friedlingen auf der Straße niedergeschlagen wurde, kam ein Fall an die Öffentlichkeit, der weit über die Stadtgrenze hinweg für Diskussionen sorgte.
Seit 2013 wurde eine Familie mit afrikanischen Wurzeln in Friedlingen von ihrem Nachbarn aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe terrorisiert. Es begann mit häufigen Sachbeschädigungen am Auto oder Müll und Essensresten im Briefkasten. Auf Anraten der Polizei wurde im vergangenen Jahr eine Kamera am Auto der Familie installiert, sodass der Täter zweifelsfrei ausfindig gemacht werden konnte. Anfang 2016 wurde ein Annäherungsverbot gegen den Nachbarn verhängt, später wurde diesem auch der Mietvertrag gekündigt.
Dennoch beleidigte der Mann weiterhin die Familie. Am 9. Juni eskalierte die Situation: Der Schwiegersohn des gekündigten Nachbarn schlug die Mutter der Familie auf offener Straße und in Anwesenheit ihres sechsjährigen Sohns krankenhausreif. Durch diesen Vorfall wurde die ganze Sache publik und zog weite Kreise.
Platzverweise der Polizei bleiben erfolglos
Ab da versammelten sich über Wochen hinweg bekannte Rechtsextreme, die bereits beim „Friedlichen Widerstand“ im Herbst in Erscheinung getreten waren, auf dem Platz vor dem Haus der Familie, dem Hüninger Platz. Unter den Anwesenden sollen auch NPD-Stadtrat Andreas Boltze und Andreas Weigand, Kreisvorsitzender der Partei „Die Rechte“, gewesen sein. Platzverweise durch die Polizei brachten keinen Erfolg, erst seit das Familiengericht Lörrach gegen mehrere Personen ein Annäherungsverbot verhängt hat, hat sich die Lage beruhigt. Antifaschistische Gruppen aus der Region haben bis auf Weiteres Begleitschutz für die Familie organisiert.
Jedoch soll ausgerechnet der Hüninger Platz am 24. September zum Treffpunkt von rechten Demonstranten werden: Andreas Weigand hat in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisverbands der Partei „Die Rechte“ bei der Stadtverwaltung eine Demonstration zum „Tag der europäischen Völker“ angemeldet. Das Motto der Demonstration soll „Heimat, Kultur und Identität“ sein.